Die letzten drei Tage habe ich in der Provinz Guangxi in mitten einer atemberaubenden Landschaft verbracht. An meinem ersten Ziel in Yangshuo, bin ich am Donnerstag-Abend angekommen. Ein chinesisches Sprichwort lautet: „Es ist nirgendwo auf der Welt schöner als in Guilin, nur in Yangshuo, da ist es noch schöner!“

Meine Unterkunft lag 2 km außerhalb der Stadt direkt am Fluss. Nach dem Lärm der Stadt, war es eine richtige Wohltat in diese Idylle einzutauchen. Außerdem hatte ich das beste Bett seit meiner Abreise, was mir nach dieser Pritsche im Schwesternwohnheim besonders entgegen kam.
Als ich nach einer erholsamen Nacht den Vorhang aufzog, sah ich außer dicken Regenwolken leider nicht viel. Daher ließ ich den Tag erst einmal gemütlich angehen. Aber alles Warten brachte nichts, der Regen hörte nicht auf. Da der mir Hotelchef wegen der schlechter Sicht von der berühmten Bambusfloßfahrt auf dem Fluss abriet, raffte ich mich auf und mietete mir ein Fahrrad. Ausgestattet mit Badehose und Regenponcho machte ich mich – in der Hoffnung der Regen würde bald nach lassen – auf, die Gegend zu erkunden. Genau das Gegenteil war jedoch der Fall: Der Regen wurde immer mehr, so dass es irgendwann in Strömen regnete und auch den ganzen Tag nicht mehr auf hören sollte.
Yangshuo ist eine kleines und touristisch bestens erschlossenes Städtchen. Es liegt in mitten der beeindruckenden Karstlandschaft und wird von dem größeren Li und dem kleineren Yulong Fluss tangiert. Zuerst schaute ich mir das Städtchen an und radelte dann den Yulong Fluss aufwärts und später auf der anderen Seite zurück. Während sich die anderen Touristen, die sich den Tag vom Wetter auch nicht verderben lassen wollten, auf dem Fluss austobten, war ich bei meiner Tour teilweise völlig alleine. Abgesehen natürlich von den wenigen Einheimischen, die sich raus trauten. Einen Steinwurf vom Massentourismus entfernt, findet man sich in einer verschlafenen Idylle wieder. Die Dorfbewohner scheinen vom großen Kuchen nichts abbekommen zu haben und ihr einfaches Landleben wie früher weiter zu führen. Sogar an einer taoistischen Totenfeier, die in unter einer Plane am Wegrand abgehalten wurde, kam ich vorbei.
Phasenweise kam ich mir vor wie Forest Gump in Vietnam – natürlich nur ohne Krieg: „Es regnete pausenlos, mal kam der Regen von oben, mal von unten, mal von der Seite, mal große Tropfen, mal kleine Tropfen…“ Manche Pfade wurden zu kleinen Bächen und mein Regenponcho kam mir bald auch nur noch wie Dekoration vor. Nach 9 Stunden Radtour kam ich schließlich wieder in meinem Hotel an.

Am Samstag morgen hatte der Regen zum Glück aufgehört. So nahm ich den erstbesten Bus um eine knappe Stunde den Li River flussaufwärts zu fahren. Dort charterte ich mir mit einem chinesischen Pärchen ein motorisiertes Bambusfloßimitat und schipperte gut zwei Stunden den Fluss entlang. Auch hier war die Aussicht auf die umgebenden Berge einfach unbeschreiblich schön. Der Höhepunkt war am Ende der Blick auf die Landschaft, die auf einem chinesischen Geldschein abgedruckt ist. Mit dem Bus ging es anschließend wieder zurück nach Yangshuo. Gerne hätte ich dort noch eine Fahrt mit dem traditionellen Floß auf dem Yunlong Fluss unternommen. Da die Zeit jedoch etwas knapp war, entschied ich mich mit meinem Rad zu einer anderen Attraktion, dem Moon Hill, zu fahren. Dort hatte man nach einer kleinen Bergwanderung einen tollen Panoramablick.
Mit dem Bus ging es anschließend wieder zurück nach Yangshuo. Gerne hätte ich dort noch eine Fahrt mit dem traditionellen Floß auf dem Yunlong Fluss unternommen. Da die Zeit jedoch etwas knapp war, entschied ich mich mit meinem Rad zu einer anderen Attraktion, dem Moon Hill, zu fahren. Dort hatte man nach einer kleinen Bergwanderung einen tollen Panoramablick.

Am Abend fuhr ich mit dem Bus eine gute Stunde nach Guilin. Zwar hätte ich die Sonntagstour auch von Yangshou starten können, allerdings fährt der erste Bus von Guilin nach Guangzhou schon um 8:30 und angeblich auch direkt durch, während der spätere über Yangshuo fährt und dort anhält. Daher hat der Hotelbesitzer mir geraten, lieber den ersteren zu nehmen, um nicht Gefahr zu laufen, meinen Zug in Guangzhou zu verpassen. Dumm nur, dass ich gerade in eben diesem Bus von Guilin aus sitze, wir doch den Umweg über Yangshuo genommen haben und dort um 10 nach 10 losgefahren sind! Trotzdem, sollte es keine größeren Hindernisse geben, müsste ich ausreichend Zeit haben.
Die gestrige Tour stand den anderen beiden in Nichts nach. Mit einem lokalen Bus fuhr ich zunächst zwei Stunden ins Hinterland. An einer Wegkreuzung ließ ich mich vom Fahrer absetzt und ließ mir von ihm die Zeit für den letzten Bus zurück geben. Dort nahm ich einen weiteren Bus mit dem ich noch eine Stunde ins Niemandsland gefahren bin. Zu bestaunen gibt es dort die sogenannten Drachenknochen Reisterassen, die von ethnischen Ureinwohnern bestellt werden. Gemeinsam mit zwei Mexikanern, die ich dort getroffen hatte, machte ich mich auf zu einer Wanderung. Zunächst ging es bergauf durch ein Dorf des Yao-Volkes. Am Eingang warteten in schwarz-bunter Tracht gekleidete Yao-Frauen, die für ihre lange Haarpracht bekannt sind. Sie versuchten die Besucher in ihre Häuser zum Essen zu lotsen oder boten gegen Geld an das Gepäck tragen. Ein Chinese ließ sich sogar (allerdings von Männern) in einer Sänfte herum tragen!
Wie zuverlässig viele Angaben in China sind, sieht man ja schon am Beispiel mit dem Bus nach Guangzhou. Von diesem Dorf aus wollten wir eine ca. vierstündige Tour durch die Terrassen zu einem weiteren Dorf des Zhuang-Volkes machen. Um den Rückbus von dort auf keinen Fall zu verpassen, mussten wir leider auf den letzten Wegabschnitt zum Gipfel verzichten. Von dort hätten wir wohl den schönsten Blick auf die Reisterrassen überhaupt gehabt. Im Nachhinein stellte sich jedoch heraus, dass der letzte Bus noch um einiges später gefahren wäre. Insofern wäre der einstündige Gipfelabstecher doch möglich gewesen. Trotzdem wurden wir mit einer grandiosen Tour durch die Einsamkeit belohnt und sind schließlich sicher wieder nach Guilin zurückgekehrt.
Nachtrag:
Die Fahrt mit dem Bus verlief ohne Problem. Erst das Monster Guangzhou begrüßte mich wieder mit seiner häßlichen Fratze. Noch vor den Toren der Stadt begann das absolute Verkehrschaos. Das hohe Verkehrsaufkommen kannte ich ja schon. Die teuren Expressways waren sonst aber immer frei. Diesmal gab es jedoch einen kompletten Verkehrsinfarkt. Meter für Meter bahnte sich der Bus seinen Weg Richtung Busbahnhof. Ca 2 Stunden brauchten wir für die letzten Kilometer. Am Anfang war ich noch recht entspannt, wie die Zeit aber immer knapper wurde, wurde ich doch nervös. Schließlich dauerte der Transfer mit der Metro vom Bahnhof zum Schnellbahnhof im Süden aber nur eine halbe Stunde und so schaffte ich es doch noch 20 Minuten vor Abfahrt am Gleis zu sein. Nach über 17 Stunden und zurückgelegten 1500 km erreichte ich heute Nacht das Klinikum in Wuhan.